Geschichte der Bootswerft
Ab dem Jahr 1974 lagerte die Wikingerschiffshalle ihre kleinere Sammlung traditioneller skandinavischer Fahrzeuge in Kattinge Værk, ca.6 km westlich von Roskilde.Es war eine erhebliche Erleichterung, als das Museum im Jahr 1981 die Bootswerft in Roskilde mit Hilfe der Gemeinde Roskilde, dem Amt Roskilde und dem Egmont H. Petersens Fond erwerben konnte.
Die neue Lage der Sammlung bedeutete eine bessere Nutzung, und die gesteigerte Nutzung führte zu erhöhtem Verschleiß und vielen Schäden, die repariert werden mussten. Gleichzeitig wuchs die Sammlung und schließlich war klar, dass der Unterhalt der vielen Fahrzeuge einen Bootsbauer erforderte. 1985 konnte eine Bootsbauerstelle eingerichtet werden, die mit Freddy Kristiansen besetzt wurde, der das Handwerk in den späten 40er-Jahren auf der Werft erlernt hatte.
Die Geschichte der Bootswerft von Roskilde nimmt ihren Anfang mit dem Bademeister Jens Peder Alfred Jensen, der 1899 das Haus seines Vaters an der Strandgade übernahm – mit dem davor liegenden Strandbereich. Er übernahm gleichzeitig die Geschäfte des Vaters als Strandbesitzer und Bootsverleiher, und bald begann er unter einem kleinen Pultdach mit dem Bau von Booten. 1902 wurde Knud, der Sohn von Jens Peder Alfred Jensen, geboren. Zu Beginn der 20er-Jahre baute Knud Jensen sein erstes Freizeitboot in einem Anbau des Pultdachs, und 1938 kaufte er die Werft seines Vaters und führte sie unter dem Namen „A. Jensen og Søn“ weiter. Bis zum Tod von Knud Jensen im Jahr 1961 wurde eine lange Reihe Sportboote gebaut. 1961 wurde die Werft von Hilmer Jensen in Hillerød gekauft, der sie gemeinsam mit dem Amerikaner Spignese unter dem Nahmen H.A. Jensen & Co. Boatbuilders Inc. A/S betrieb. 1965 wurde die Werft von der Aktiengesellschaft Roskilde Bådeværft A/S erworben, die aus Klaus Baes, Søren Thorsen und Frederik Hansen bestand. Bis in die 60er- und 70er-Jahre waren die Auftragsbücher hauptsächlich mit dem Ausbau von Glasfaserbooten gefüllt. Aber als Folge der allgemeinen Stagnation in der Branche wurden die Zeitspannen zwischen den Aufträgen länger und länger, bis das Unternehmen aufgab. Das Pultdachgebäude wurde zur Reparatur von Bootsmotoren vermietet, bis die Werft 1980 vom Importeur Arne Nielsen und vom Fabrikanten Knud Reidl gekauft wurde, die ein Jahr später an die Wikingerschiffshalle verkauften.
Für 16 Jahre wurde die Bootswerft an der Strandgade zum Rahmen für die Arbeit mit der Bootssammlung des Wikingerschiffmuseums und für spannende Projekte – nicht zuletzt das große Roar Ege-Projekt der Jahre 1982-84 und die Restaurierung des Zeesenboots Viktoria. 4 Bootsbauer sind hier angestellt. Hunderte Mitglieder der Gesellschaft haben hier im Sommer ungestört ihre Arbeitstage verbracht, Tausende von Schulkindern machten einen Ausflug zur Werft, bevor sie über die schmale Holzbrücke gingen, in die Boote sprangen und auf dem Fjord in See stachen.
1997 verließ das Wikingerschiffmuseum die Bootswerft an der Strandgade. Die Gebäude wurden dem Segelclub in Roskilde übergeben, der auf dem Gelände neue Gebäude errichtete. Damit ist eine Geschichte abgeschlossen, und eine neue hat begonnen. Es hängt jedoch alles zusammen, und die neue Geschichte kann auf den Mann zurückgeführt werden, der die Geschichte der Bootswerft begründete: den Badehausmeister Jens Peder Alfred Jensen. Sein Interesse beschränkte sich nicht auf den Bau, die Wartung und Vermietung: Im Jahr 1905 war er Mitgründer des Segelklubs Roskilde – es mag also ein tieferer Sinn darin liegen, dass der Segelclub jetzt auf Jensens alten Grund liegt.